Dienstag, 31. Juli 2012

Dumm, verblendet, dämonisch, diabolisch? ...

In der überaus lesens- und bedenkenswerten Rede wider die marktkonforme Demokratie, die Ingo Schulze am 26. Februar 2012 in Dresden gehalten hat (mittlerweile auch als Buch: Ingo Schulze, Unsere schönen neuen Kleider, Hanser Berlin, 80 Seiten, 10 Euro, ISBN 978-3-446-24091-9), interpretiert der Schriftsteller das andersensche Kunstmärchen "Des Kaisers neue Kleider" und hilft uns, die "Moral der Geschichte" auf uns und unsere derzeitige Situation in Staat und Gesellschaft zu übertragen, und für eine Lösung unserer Probleme fruchtbar zu machen.

Einen Sachverhalt handelt er dabei - nach meinem Dafürhalten - allerdings etwas zu leichtfüßig ab, bzw. übergeht ihn sogar. Die Frage nämlich, wie es seit menschengedenken immer wieder so weit kommen konnte, daß Menschen sich nicht zu schade sind, andere Menschen zu betrügen, auszubeuten, und zu verdummen etc.; und daß sich die vielen immer wieder betrügen, ausbeuten und verdummen etc. lassen. ...

Den Betrügern in der Forterzählung einfach die Intendanz des Theaters antragen zu wollen (und es dabei bewenden lassen), ist ja eine ganz lustige Überlegung. Aber will Schulze Angesichts der realen Folgen von Ausbeutung, Verführung, Verdummung, Versklavung und Betrug etc. (Gulags, Holocaust, Verelendung, Hungerkatastrophen, etc. pp.) die Angelegenheit allen Ernstes nicht weiter verfolgen? Oder müßte er - müßten wir - nicht doch noch einmal innehalten und tief Luft holen, um dann den tieferen (abgrundtieferen) Ursachen auf den Grund zu gehen? ...

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